Es zischt kurz, ein Luftzug saust unmittelbar über meinen Kopf hinweg, ein flüchtiger Schatten verdunkelt für einen Sekundenbruchteil den Himmel. War es Harry? Oder Sally? Ich kann die beiden Wüstenbussarde noch nicht unterscheiden, dafür kenne ich sie noch nicht lange genug. Beiden würde ich allerdings den selben Sinn für Humor attestieren, da sie abwechselnd diese spielerischen Vorbeiflüge machen – ich glaube ja, es amüsiert sie einfach, uns Menschen zu erschrecken, und außerdem wollen sie Aufmerksamkeit – und Futter… Das führt Falkner Berthold Geis in seiner Tasche mit, und nun gibt er mir ein Stück Fleisch in den Spezialhandschuh und ruft:“ Hand heben! Er hat es schon gesehen!“ Wie soll denn der Vogel das schon gesehen… immerhin hat sich der gefiederte Begleiter ja fast 100 Meter vor uns… Doch Harry ist tatsächlich schon unterwegs, von seinem Ast hoch über dem Forstweg lässt er sich fallen, beschreibt im Gleitflug eine elegante Parabel, welche nur wenige Zentimeter über dem Schotter wieder nach oben führt, mit weit ausgebreiteten Schwingen, fast einen Meter breit, bremst der imposante Greifvogel elegant ab, streckt die irrsinnig spitzen leuchtend gelben Krallen nach vorn und landet fast unmerklich auf meiner linken Hand. Hätte ich die Augen geschlossen, so hätte ich diese unfassbare Punktlandung wohl nur am Lufthauch bemerkt. Der Bussard hat sich auch sofort seine Belohnung geschnappt und verschlungen. Nun steht das majestätische Wesen ruhig da, blickt mich unverwandt an, und scheint zu sagen, „Na trag mich doch mal ein Stück des Weges, bitte.“ Für ein paar hundert Meter werde ich zum Chauffeur dieses witzigen Typen, der genau weiss was er tut – am Ende der Steigung breitet er die Flügel aus, und hebt sich in die Luft. Der Mensch hat seine Schuldigkeit getan. Und ist immer noch sprachlos.